Die Wassermühle
(nach einem Text des ehemaligen Ortschronisten Hans Friedrich)
Die ohne Zweifel älteste Mühle unseres Dorfes ist die Wassermühle. Bereits im Jahre 1446 wurden die Trothas mit dem Dorfe Belleben belehnt. Hans von Trotha, ein Sohn Balthasars, kaufte 1494 Zeitz, baute daselbst in den Jahren 1537 - 1540 ein Haus (Schloss) und starb 1544. In Belleben selbst „baute Hans von Trotha die Wassermühle in dem Busche“, wie es in der Kirchenchronik heißt. Wiederum ist das Jahr dieses Ereignisses nicht angegeben. Es kommt demnach nur der Zeitraum von 1494 - 1544 in Betracht. Aus der Angabe „In dem Busch“ kann mit hoher Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass das für die Wassermühle ausersehene Gelände bewaldet gewesen sein muss.
In dem in unserer Region überlieferten Sprachgebrauch ist die Bezeichnung Busch gleichbedeutend mit Wald. Die Flur, die sich von Türpes Wiese bis zur Wassermühle erstreckt, führt ebenfalls die alte Bezeichnung „Im Busch“.
Die Wassermühle wird seit alters her auch oft als „Bettelmühle bezeichnet. Woher dieser Name kommt, konnte bisher nicht eindeutig belegt werden. Auf die Wiedergabe von im Volksmund kursierenden legendenhaften Deutungen muss daher verzichtet werden. (1)
Die Besitzverhältnisse der Wassermühle wechselten im gleichen Maße, wie die an anderer Stelle dargestellten Herrschaftsverhältnisse des Hauses Zeitz, welches die Mühle in Pacht gegeben hatte. Im bereits erwähnten Amtsbuch von Haus Zeitz wird die Mühle in einem Kaufbrief vom 15.09.1702 wie folgt erwähnt: „Die Waßermühle zu Belleben haben Se. Hochfürstliche Durchlaucht weyland Fürst Victor Amadeus gleichenfalls mit dem Dorfe Belleben käuflich acquiriret , und solche anfangs an den Müller verpachtet, nach hero aber selbige in Kauf gegeben, und vor 200 RT überlaßen, unter dem Beding die sonstige Pacht von 35 RT als einen Erbzins an das Haus Zeitz zu entrichten. Der ietzige Müller Samuel Heinrich Kuhnert hat dieselbe … incl. 1 ¾ Mg. Acker im Alsleber Feld von seiner Mutter und Geschwistern um 400 RT käuflich übernommen…“. In den darauffolgenden Jahren befand sich die Wassermühle weiterhin im Besitz des bereits erwähnten Müllers Walzberg und des Müllers Felsch.
Der Betrieb der Zuckerfabrik Piesdorf in Belleben hatte in den Jahren nach 1851 eine starke Verunreinigung des durch den Schlackenbach gespeisten Mühlbachs zur Folge. Deshalb entstand ein Streit zwischen dem Wassermüller und den Betreibern der Zuckerfabrik, welcher zum Übergang der Mühle in den Besitz letzterer führte. Die neuen Besitzer verpachteten nunmehr die Wassermühle. Erster Pächter war der Müller Knauft, sein Nachfolger der Müller Marquardt. Zusetzt pachtete Friedrich Habermann die Mühle. Nachdem dieser im Jahr 1908 von Belleben verzogen war, kam es zur Stilllegung der traditionsreichen und idyllisch gelegenen alten Mühle.
Durch Kauf gelangten schließlich die Wassermühle und das nach ihr benannte weitere Schlackenbachgelände in den Besitz des Belleber Gutsbesitzers Rudolf Hörning, bis es zur Enteignung seines Großgrundbesitzes infolge der Bodenreform 1946 kam. Der Mühlbach und die beiden Mühlteiche, in denen die Dorfjugend gern badete und die auch als Karpfenteiche Nutzen brachten, waren bis zu diesem Zeitpunkt noch gut erhalten.
Anmerkungen
(1) Als Bettelmühle wird (auch) eine Mühle an einem Bettelbach, also einem Bach, der nicht viel Wasser führt und im Sommer leicht austrocknet bezeichnet.