Menü
BELLEBEN, HAUS-ZEITZ & PIESDORF
urkundliche Erstnennung von Pforta aus dem Jahr 973 (13)


Die Wüstung Pforta

Der Name „Porta“ ist eindeutig slawischen Ursprungs (1) und lässt sich damit wahrscheinlich bis ins 5./6. Jh. in die Zeit der Völkerwanderung zurückdatieren. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 973 in einer Urkunde von Otto dem II (2). Hier bestätigt er ein bereits vor seiner Zeit abgeschlossenes Tauschgeschäft zischen Magdeburg (Erzbischof Adalbert 968-981) und Fulda (Abt Werinhar 968-982). Die genannten Orte Seekenstedi (Schackstedt), Lembeki (Leimbach sw. v. Hettstedt), Purtin (wüst Pforta), Elesleba (strittig ob wüst oder Alsleben) von Fuldaer in Magdeburger Besitz über. Hier wird auch der slawische Ursprung „quas Sclavanicae familiae inhabitant“ angeführt. Weitere Nennungen sind schwer zu finden. 1311 empfängt Graf Burchard von Mansfeld ein „Porthen ius patronatus“ (Patronatrecht) vom Bistum Halberstadt (3) 1319 ging der Besitz von zwei Hufen und ebenso vielen Höfen von den Gebrüdern von Querfurt an Rudolf den Weißen und Heinrich von Freckleben über (4), welche diese bereits 1320 wieder gegen Zahlung einer Leibrente (u.a. an ihre Schwester Mechthild und deren Tochter Margareta von Wartenberg) an das Kloster Mehringen verkaufen (4). 1437 schenkt Bernhard Fürst zu Anhalt den freien Hof und das Dorf Portin dem Kloster Wiederstedt (4) von dem 1506 durch die Priorin des Klosters das Vorwerk und Dorf Porte an Hans von Trotha zu Alsleben und dessen Vettern zu gesamter Hand geliehen wird (7).

1522 wird Pforta bereits als wüst („das wüste Dorf und der freie Hof Pforte“) beschrieben und im Tausch vom Kloster Wiederstedt mitsamt der Verschreibungsurkunde des Fürsten Bernhard an Fürst Wolfgang von Anhalt übergeben (8) und in einer anderen Urkunde des gleichen Jahres wohl vom Kloster abermals als „Vorwerk und Dorf Porte“ an die von Trothas geliehen (9). Letztere Urkunde erscheint etwas zweifelhaft, da 1536 Fürst Wolfgang von Anhalt dem Hans von Throtha „das wüste Dorf und den freien Hof Pfordte … wie das Kloster Wiederstedt dieselbigen von den früheren Fürsten von Anhalt gehabt und ihm selbst wieder zugestellt hat“ leiht (10). Danach verliert sich die Spur des Ortes und es kann davon ausgegangen werden, dass Dorf und Hof danach nie wieder bewohnt und spätestens mit dem 30jährigen Krieg untergegangen sind.

Inwiefern es eine Familie „von Pforta“ gab, die hier als Dienstadelsgeschlecht begütert war oder von hier stammte, ist nicht bekannt. Es existiert eine Urkunde aus dem Jahr 1324, in der ein gewisser Stapel de Porte antiquior (der Ältere) als Zeuge einer Landübereignung des Burchard Graf von Falkenstein an das Kloster Wiederstedt genannt wird (11). Denkbar, dass es sich hier um unser Pforta handelt, ist es allemal. Graf Burchard VI. von Falkenstein war mit Gräfin Hedwig von Regenstein, einer Tochter von Graf Ulrich III. von Regenstein-Heimburg und und Sophie von Anhalt-Aschersleben verheiratet. 1320 ging der Besitz an Pforta an das Kloster Mehringen über (11), welches im Ascherslebener Ortsteil Mehringen liegt. Die Familie erlosch nach Burchard VI. und die Grafschaft ging an das Halberstädter Domkapitel. Belege über die Besitzverhältnisse Pfortas zwischen 1320 und 1437 fehlen zwar, allerdings ist es durchaus denkbar, dass der Ort und Hof über diese Konstellation an die Grafen von Anhalt gelangte, bevor der Besitz 1437 an das Kloster Wiederstedt über ging, was wiederum aufgrund des räumlichen Zusammenhangs den Gedankenschluss zulässt, dass eine Familie „de Porte“ aus Pforta stammte.

Heute ist von einem ehemaligen Ort auf den ersten Blick nichts mehr zu erkennen. Pforta ist ein Wald und Wiesenstück zwischen den Äckern in einer Senke. Ein Bachlauf ist noch erkennbar. Nicht auszuschließen ist, dass es auch noch eine Quelle gibt.

 

TS 2020


(1)    Grössler, Begründung der christlichen Kirche, S. 131

(2)    Urkunden Könige u. Kaiser, S. 76

(3)    Harzverein, 8. Jhg., S. 394 mit weiteren Nachweisen

(4)    Heinemann, CdA Bd.3, S. 247

(5)    Ebenda, S. 263

(6)    Krühne, UKB, S. 591

(7)    Ebenda, S. 597

(8)    Ebenda, S. 599

(9)    Ebenda, S. 599

(10)  Ebenda, S. 606.

(11)  Krühne, UKB, S. 574

(12)  Siehe (4)

(13)  Archive Hessen, HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 75


Literaturverzeichnis / Quellenangaben

Begründung der chr. Kirche - Die Begründung der christlichen Kirche in dem Lande zwischen Saale und Elbe, Hermann Grössler, Magdeburg, 1907, online: https://archive.org/details/diebegrndungder00grgoog/page/n43/mode/2up?q=Purtin

Urkunden Könige u. Kaiser - Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Zweiter Band Erster Teil, Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde (Hrsg.), Hannover, 1888, online: https://www.dmgh.de/mgh_dd_o_ii__dd_o_iii/index.htm#page/76/mode/1up

Harzverein, 8. Jhg. – Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde, Dr. E. Jacobs (Hrsg.), Wernigerode, 1875, online: https://books.google.de/books?id=gMdDAAAAYAAJ&pg=PA394&dq=%22purtin%22&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiB0IyqlcLqAhXx-yoKHXj6BSEQ6AEwAnoECAQQAg#v=onepage&q=%22purtin%22&f=false

Heinemann, CdA, Bd.3  Codex diplomaticus Anhaltinus, Dritter Teil: 1301-1350, Dr. Otto von Heinemann (Hrsg.), Dessau, 1877, online: https://de.wikisource.org/wiki/Seite:DE_CDA_3_263.jpg

Krühne, UKB      Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld, Historische Commision der Provinz Sachsen (Hrsg.), Dr. Max Krühne (Bearb.), Halle, 1888, online: https://archive.org/details/bub_gb_wrg-AAAAYAAJ/page/n789/mode/2up?q=Porte

Archive Hessen – Hessiches Staatsarchiv Marburg, Urkunden 75 Reichsabtei, HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 75, online: https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v75811