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BELLEBEN, HAUS-ZEITZ & PIESDORF

Die adlige Familie "de Benleve"

Eine Chronologie anhand bekannter Urkunden

Durchforstet man alte Dokumente auf der Suche nach Spuren des Dorfes in der Vergangenheit, stolpert man früher oder später unweigerlich über den Familiennamen[1] „de Benleve“ (von Belleben) – der Schluss, dass es eine Familie „von Belleben“ gab liegt also nahe und einige Fragen stehen im Raum:

  • Wer waren die „von Belleben“?
  • Gab es tatsächlich Ritter[2] in Belleben?
  • Wenn ja, wann und wo genau lebten sie?

Diese Fragen sind nicht ganz so leicht zu beantworten. Einen kleinen Ansatz hierfür findet man nur noch in den Abschriften von alten Urkunden oder sonstigen Schriftstücken, die in Archiven verwahrt werden.

Während der Ort Belleben anscheinend bereits im Frühmittelalter im 8. Jh. Erwähnung findet[3], taucht Belleben als Personenname erst viel später zu Beginn des Spätmittelalters Mitte des 13. Jh. auf.


TS 2020


Abbildung 1

anno 1262

Die erstmalige Zuordnung zu einer Familien „von Belleben“ findet sich bereits in einer Urkunde[4] aus dem Jahre 1262.

Hier wird ein Ritter Bertram als Zeuge erwähnt. Ein Nachname fehlt, dieser Bertram wird allerdings durch Krühne[5] bereits der Familie „von Belleben“ zugeordnet.

„Huius rei testes sunt: … Bertramus miles …“ – auf Deutsch: „Dies sind die Zeugen: … Bertram Ritter …“.

Inwieweit dieser Bertram im Zusammenhang mit den im Folgenden genannten Personen mit dem Namen „de Benleve“ steht oder ob es sich hierbei tatsächlich um den in späteren Urkunden genannten Bertramus de Benleve handelt, ist leider nicht eindeutig zu beweisen.





Abbildung 2

anno 1280

Erstmals mit dem Zusatz „de Benleve“ taucht Bertram 18 Jahre später als Zeuge in der ersten Urkunde des Klosters Helfta[6] auf, welche mit der Familie von Hakeborn in Zusammenhang steht.

In der Abschrift dieser Urkunde heißt er Bertrammus de Benleven. Da es sich hierbei nicht um die Originalurkunde handelt, ist nicht nachvollziehbar, wie der Name im Original geschrieben wurde.





Abbildung 3

anno 1287

Die Namen Bertram, Friedrich und Richard von Belleben, also mehrere Personen dieses Namens, tauchen in einer Urkunde des Klosters Helfta über Landverkäufe der Gebrüder Albrecht und Ludwig von Hakeborn aus dem Jahr 1287 auf[7].

Hier werden die oben genannten, als Anwesende (Zeugen) des Verkaufs genannt:

„cum hec erantes agerentur presentes erant … Bertramus de Benleve, Heynricus Erici, Fridericus et Richardus fratres de Benleve …“ – auf Deutsch: „sie waren anwesend, als die Ereignisse geschahen … Bertram von Belleben, Heinrich Erik, Friedrich und Richard Brüder von Belleben…“

Da Bertram[8] von Belleben, einzeln mit Nachnamen genannt wird, und dann erst Friedrich und Richard als Brüder von Belleben genannt werden, legt den Schluss nahe, dass es sich um zwei Brüder handelte, zu denen Bertram nicht gehörte.


Abbildung 4

In welchem Verwandtschaftsverhältnis Bertram zu den zwei Brüdern stand, wird aus der aufgeführten Urkunde leider nicht klar. Inwieweit „Heynricus Erici“ zu der Familie „de Benleve“ zu zählen ist, ist leider nicht klar. Einerseits könnte er zu der Aufzählung der Brüder gehören (lediglich mit Doppelnamen Heinrich Erik), andererseits könnte Heinrich auch nicht dazu gehören, da der Name „Erici“ auch als Nachname in alten Kirchenbüchern vorkam[9]. Für einen Heinrich Eric (als Doppelname) von Belleben spricht, dass er zwischen den anderen „de Benleve“ aufgeführt wird. Dies könnte darauf deuten, dass es drei Brüder „von Belleben“ gab. Dagegen allerdings spricht, dass „Erici“ auch als Nachname gedeutet werden kann und auch an anderer Stelle[10] Richard und Bertram an unterschiedlichen Stellen (andere Namen dazwischen) aufgeführt werden. Ob es sich demnach um drei oder nur zwei „…fratres de Benleve“ handelt ist an dieser Stelle nicht zweifelsfrei nachweisbar.


Abbildung 5

In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1287 taucht dann nur Bertram von Belleben, wiederum als Zeuge eines Verkaufs / einer Schenkung derer von Hakeborn auf[11].




Abbildung 6
Abbildung 7

anno 1297

Im Jahr 1297 ist Richard von Belleben Gegenstand eines Dienstmannentausches zwischen Busso Graf zu Mansfeld und Erzbischof Burchard von Magdeburg[12] (die zweite Darstellung/ Abb. 7 bezieht sich auf die selbe Urkunde an anderem Ort[13]).


Der Begriff Dienstmann taucht zuerst im Mittelalter auf als Eindeutschung für Ministeriale, für Männer, die im Dienste eines Hofes standen und schließlich in den Stand der Ritter aufsteigen konnten, sollten sie diesem noch nicht angehören. Im Frühmittelalter waren die Ministerialen zunächst auf lokaler Ebene und ab dem 11. Jahrhundert als unfreie Verwalter und Soldaten für Königsgüter und Klöster, später auch für den Adel tätig. Im 13. Jahrhundert bildete sich aus Teilen dieser ursprünglich unfreien Schicht der Stand des niederen oder ritterbürtigen Adels heraus.


Abbildung 8

Bei der Übertragung/Übersetzung der Urkunde wird hier der Namen „Benleue“ aufgeführt. Dies ist (vermutlich) der Besonderheit des lateinischen Alphabets zu verdanken, welches aus nur 23 Buchstaben bestand.

Ursprünglich existierte seit der Spätantike neben dem V auch die gerundete Schreibform U, beide Buchstaben galten allerdings als derselbe mit demselben Namen.

Erst durch humanistische Reformprojekte der Renaissance wurden die Unterschiede der Schreibform dann auch zur Repräsentation der lautlichen Differenz eingesetzt und es ergab sich durch diese Unterscheidung ein weiterer Buchstabe des Alphabets. Analog verhielt es sich mit I zu J und dem W als Ligatur (Verschmelzung) von zwei V. Erst durch diese 3 neuen Buchstaben hatte das Alphabet 26 Buchstaben, wie wir sie heute kennen.

Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei Benleve und Benleue um denselben Namen handelt.


Abbildung 9

anno 1298

Einer der zwei oben genannten Brüder, Richard von Belleben wird einzeln dann bei einer Landübereignung aus dem Jahr 1298 genannt[14].

„Huius rei testes sunt: … dominus Richardus de Benleve milites …“ – auf Deutsch: „Dies sind die Zeugen … Herr Richard von Belleben Ritter (?) ...“ 

Hier werden erstmals die Begriffe

  • "dominus“ = Herr
  • „milites“ = Ritter (miles)

im Zusammenhang mit dem Namen von Belleben genannt. Die Bezeichnung „dominus“ war im Mittelalter eine Bezeichnung für den Besitzer einer Herrschaft (Eigentümer, Besitzer)[15].

Die Bezeichnung „miles“ im klassischen Latein bedeutet Soldat, Krieger – jedoch entwickelt sich der Begriff im Laufe der Zeit weiter. Im 11. Jahrhundert kommt dann ein weiterer Begriff als Synonym zu „miles“ hinzu, der Begriff des „ministerialis“, Dienstmann[16]. Der Begriff weitete sich damit auch auf unfreie aus, da die Ministerialen unfreie Dienstleute aus der Grundherrschaft des Feudalherrn waren.[17]

Dies legt den Schluss nahe, dass es sich bei der Familie von Belleben um eine „höher“ gestellte Familie der damaligen Zeit handelte. Diese Vermutung wird gestützt durch die Ausführungen in anderen Quellen, die ein in Belleben bis ins 15. Jh. ansässige und als erzbischöfliche Ministerialen des Erzstifts Magdeburg eingesetztes Rittergeschlecht mit dem Namen „von Belleben“ erwähnen[18]. Auch an anderer Stelle wird erwähnt, dass es sich bei Richard von Belleben um jemanden aus einem Mansfelder Rittergeschlecht handelte[19]. Noch 1867 werden Belleben und (Haus) Zeitz als Rittergüter bezeichnet[20].


Abbildung 10

anno 1301

Als nächstes findet man genannten Bertramus de Benleve einzeln in einer Urkunde des Klosters Helfta über eine Landschenkung aus dem Jahre 1301[21]. Bertram von Belleben wird in dieser Urkunde neben anderen abermals als Zeuge aufgeführt. 

Zusatzbezeichnungen wie „dominus“ oder“ milites“ die auf einen höheren Stand der Familie schließen lassen, fehlen hier. Selbige Urkunde findet sich auch bei Krühne im „Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld“[22].


Abbildung 11

anno 1305

Im Jahre 1305 tauchen Richard und Bertram dann gemeinsam in einer Urkunde auf, allerdings an unterschiedlichen Stellen der Aufzählung von Zeugen[23].

Auffällig ist, dass Richard von Belleben im Gegensatz zu Bertram wieder die Bezeichnung „dominus“ trägt und in der Aufzählung in Gemeinschaft mit Heinrich von Helfta (…, dominus Rychardus de Benleve et dominus Heinricus de Helpede milites; …“)  wieder die Bezeichnung „milites“ auftaucht.


Abbildung 12

1305 findet sich eine weitere Urkunde, die nicht im Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld aufgeführt ist. Hier wird abermals Bertram von Belleben aufgeführt[24]

„Testes huius donationis sunt: …, famuli vero Bertrammus de Benleve, … „…“ – auf Deutsch „Zeugen dieser Spende sind…“

Neu ist an dieser Stelle das Wort „famuli“ welches Betram vorangestellt wird.

Famulus (Einzahl) bedeutet auf Deutsch in etwa „Diener, Dienerschaft“ und bezeichnete im Mittelalter Unfreie (manchmal auch Freie) die von ihrem König oder Grundherren zu einem besonders ehrenvollen Dienst bestellt worden waren[25]. In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff Knappe angeführt. Auf einen „besonderen Stand“ des Betrammus lässt hier die Aufzählung der Personen schließen. Der Name befindet sich zwischen dominus[26] Bruno mit dem Zusatz „advocatus“ (in lat. Urkunden des MA für Vogt, Amt das die Vertretung von Personen, Institutionen und Interessen beinhaltete) und Ludolphus mit dem Zusatz „sculthetus“ (lat. Bezeichnung im MA für den Schultheiß –Gemeindevorsteher) gefolgt von dem Nachsatz „et alii quam plures layci et clerici fide digni“, welcher in etwa bedeutet: „sowie andere ehrenwerte Laien und Geistliche“. 


Abbildung 13

anno 1318

In einer Urkunde aus dem Jahr 1318 tauchen Richard und Friedrich (als sein Bruder) von Belleben (hier „de Bennenleve“ genannt) wiederum als Zeugen auf[27].

Auch hier wird im Zusammenhang mit Richard „dominus“ (Herr) gebraucht und der Nachsatz „miles“ (Ritter angefügt), wobei Friedrich nur als sein Bruder („frater eius“) ohne sonstige Bezeichnung beschrieben wird. Erst danach kommt die der Name „von Belleben“, wodurch davon auszugehen ist, dass sich dieser auf Richard und Friedrich bezieht.


Abbildung 14

Erneut 1318 wird Richard von Belleben in einer Urkunde der Grafen von Mansfeld allein als Zeuge aufgeführt[28]. Ausstellungstag ist laut der in der FN angegebenen Quelle der 25. Mai, in anderen Quellen[29] der 16. April.

Richard taucht hier ohne zusätzliche Bezeichnungen (dominus, miles o.ä.) auf. Dies ist auch die erste Urkunde, die nicht im Zusammenhang mit der Familie von Hakeborn steht.




Abbildung 15

anno 1324

1324 taucht ein Burchard von Benleve in einer Urkunde über das „Verbündniß Graff Burchards zu Mansfeld und der Stadt Halle, einander im Kriege mit 20 Mann beyzustehen, und wie es mit Theilung der Beute zu halten.“[30].

So heißt es hier:

“Dit vorscriben Bant und Lobede scolen die Burgere uns Burcharde deme elderen Treuen zu Mansfueld halden sunder Bruch, zu unseme Liebe, und das selbe Bant lobe wie unde unse Son Buße, und unse Rittere, … (Aufzählung Namen), Her Burchard von Benleve, (Aufzählung Namen) …, den Borgeren von Halle stete zu haldene zu unseme Libe, Of eyn Urkunde dißis Bandis habe wie Treue Burchard dißen brif bestetighit mit unseme inghesegeli.“


Abbildung 16

1333 sind die Brüder Johann(es) und Richard erstmals nicht Zeugen, sondern Beteiligte / Betroffene in einer Urkunde[31]. Albrecht und Ludwig von Hakeborn übereignen Land, das ihnen zuvor von Richard und Johann(es) aufgelassen[32] wurde. Es handelte sich um 1 Hufe[33] Land in Helfta, die sie den Hakeborns zuvor übereignet hatten. In der Übersetzung werden sie als „von Bennleben“ bezeichnet – im Text der Urkunde selbst „de Benleve“ Auch in der Quelle selbst[34] wird der Name Bennleben bzw. ein Ort Bennleben nicht aufgeführt. Es ist also davon 

auszugehen, dass es sich hier um den gleichen Namen „von Belleben“ handelt.

Hier findet sich auch erstmals der Hinweis, dass es sich bei „de Benleve“ um einen Familiennamen und nicht nur um eine Ortsbezeichnung oder einen Beinamen handelt[35]. Wird „dicti“ (lat. Mehrzahl zu dictus = genannt) dem Namen hinzugesetzt, handelt es sich eher um einen Familiennamen als um einen Bei- bzw. Herkunftsnamen. „dictus“ stammt aus der Entstehungszeit von Familiennamen und verschwindet danach wieder. Dies untermauert eine weitere Eigenschaft von Familiennamen, nämlich, dass sie vererbt werden (hier nicht nachweisbar) und / oder es mehrere Geschwister mit demselben Namen gibt. Iohannes und Rychardus sind „fratres dicti de Benleve“ – also Brüder, genannt von Belleben. Auch die Gebrüder Hakeborn sind „nobiles dicti de Hakeborn“. Da „von Hakeborn“ als Familienname existiert, kann auch bei „von Belleben“ nach den vorgenannten Gründen spätestens ab diesem Zeitpunkt von einem Familiennamen ausgegangen werden.

Diese Urkunde ist vorläufig der letzten, in denen der Name „de Benleve“ als Familienname auftaucht.


Abbildung 17

Anfang 15. Jahrhundert

Erst ca. 100 Jahre taucht der Name „Benleue“ erneut auf. Hier werden Kersten und Bastian, als sein Bruder, sowie ihr Mutter Kunne erwähnt[36]. Einen Namenszusatz („de“) gibt es hier nicht mehr.

In der Abschrift einer Urkunde aus 1420 versetzen die Brüder und ihre Mutter den Zehnten in Albirstede (Alverstede, Alberstedt, südl. von Eisleben[37]) an das Kloster Eluerstorff (Eluerstorp, vermutlich Elversdorf, Ortsteil der Stadt Tangerhütte).


Abbildung 18

Vier Jahre später taucht tauchen Kerstan und Bastion Benleve erneut  in einer auf den 27. April 1424 datierten Urkunde wieder auf[38].

Hier schwören Kerstan Benleve, Bastian Benleve, Gebrüder, und Gebhard Tamme, ihr Freund, den Fürsten Jurge, Sigmund, Hans, Gebrüdern, Fürsten zu Anhalt, dem Grafen Günter zu Barby usw. Urfehde. Leider ist hierzu keine Abschrift / Kopie vorhanden. Ein Hinweis auf diese Urkunde findet sich nur über die Online-Recherche im Bestand des Landesarchivs Sachsen-Anhalt.


Abbildung 19

Schematische Darstellung

In Abbildung 19 findet sich eine schematische und chronologische Darstellung des Auftretens aller bisher bekannten "de Benleve". Zusammen in einer Urkunde auftretende Personen sind jeweils entsprechend farblich gekennzeichnet.


Zusammenfassung / Fazit

Insgesamt tauchen in den unterschiedlichen Quellen 8 Personen mit dem Nachnamen „(de) Benleve“ zwischen 1262 und 1424, einem relativ kleinen Zeitraum (162 Jahre) auf. Der Hauptteil davon zwischen 1262 und 1333. In der Gegenwart ist der Name nicht mehr bekannt.

Zu Friedrich, Richard und Johannes (Abb. Nr. 2, 12 Friedrich und Richard, sowie Abb. Nr. 15 Richard und Johannes) lässt sich zumindest feststellen, dass sie Brüder waren. Trotz unterschiedlicher Schreibweisen wird davon ausgegangen, dass Richardus (Abb. Nr. 2) identisch mit dem Rychardus (Abb. 15) ist, es also 3 Brüder waren. Es wäre zwischen Richardus und Rychardus ebenfalls eine Vater-Sohn Konstellation denkbar. Richardus taucht erstmalig 1287 (Abb. Nr. 2) und letztmalig 31 Jahre (Abb. Nr. 12) später auf. Rychardus hingegen wird erstmalig erst 1305 (Abb. Nr. 10) erwähnt und letztmalig 28 Jahre (Abb. Nr. 15) später.  Damit gäbe es dann 2 Brüderpaare „de Benleve“, nämlich Fridericus-Richardus und Rychardus-Johannes. In welcher Verbindung diese zu Burkhard und Bertram standen ist nicht ersichtlich. Inwiefern die Brüder Benleve und ihre Mutter aus dem 15. Jh. in direkten verwandtschaftlichen Beziehung stehen oder direkte Nachkommen der „de Benleve“ aus dem 13./14. Jh. sind, lässt sich nicht nachweisen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Namen spätestens ab 14.Jh. um einen Familiennamen, und nicht nur um eine reine Ortsbezeichnung als Namenszusatz handelt[39].

Auffallend ist, dass in den meisten Fällen weitere Beteiligte das Kloster Helfta (als Begünstigter) und Mitglieder der Familie Hakeborn sind. Sie gehörten durch Heirat zum Stammbaum der Grafen von Mansfeld zweiten Stammes[40] und haben von 1175 an bis ins Jahr 1346 Burg und Herrschaft Helfta besessen[41]. Urkundenort ist dann größtenteils (die Burg) Helfta.

Das zweite Herrenhaus – die Familie von Friedeburg, welche in der ersten Urkunde handelnd ist, findet sich ebenso (allerdings in direkter Linie) wie die von Hakeborn im Stammbaum des Mansfelder Grafengeschlechtes wieder[42] und hatte in Friedeburg (Vredeberch – Friedeberg, das –berch wurde später zu –burg) Burg und Herrschaft im Besitz[43].

Zusammenfassend lässt sich hier also feststellen, dass die „de Benleve“ Ritter der Mansfelder Grafen (welche geschichtlich prägend für unsere Region waren) waren, welche vermutlich einer bessergestellten Schicht angehörten und auch Land besaßen[44].

Es gab also eine „Familie von Belleben“. Wer sie tatsächlich waren, wo sie herkamen wie und wo sie lebten – darüber lassen die vorliegenden Urkunden keine Schlüsse ziehen. Inwieweit „von Belleben“ tatsächlich auf den Ort Belleben bezogen werden kann, bleibt aktuell leider auch ungeklärt. Hierzu muss dann stärker in die frühmittelalterliche Geschichte des Ortes eingestiegen werden, in der Hoffnung, dass sie hier Erwähnungen finden, die auf einen direkten Namenszusammenhang schließen lassen.

Denkbar ist natürlich, dass aus einem „von Belleben“ als Ortsbezeichnung im Zuge der Entwicklung von Familiennamen ein „von Belleben“ als Familienname wurde und es sich bei genannten Personen tatsächlich um ehemalige Bellebener bzw. deren Nachfahren handelte, welche im Dienste der Mansfelder Grafen als Ritter tätig waren.


Nachtrag

In der Bellebener Chronik aus dem Jahr 1959 findet sich, dass die Gebrüder Herrmann, Hans Albrecht und Balthasar v. Trotha 1454 (in dem Jahr in dem Bethmann Voit starb) bereits von Bernhard von Anhalt die Anwartschaft auf Belleben erhielten und dann 1458 von Erzbischof Friedrich von Magdeburg mit selbigem beliehen wurden. Des Weiteren findet sich der Hinweis, dass Claus v. Trotha (1464, 1467 – ohne weitere Quellen) mit einer „von Benleben“ verheiratet gewesen sein soll. Hieraus entsteht der bisher unbestätigte Gedanke, dass durch diese Anwartschaft der ehemals verlorene Hof der Familie „von Belleben“ zurück in die Familie geholt werden sollte.

Wenn es so gewesen sein sollte, kann davon ausgegangen werden, dass die Familie "de Benleve" auch tatsächlich in Belleben sesshaft war. Es gibt Vermutungen nach denen dieser Hof derjenige sein bzw. früher an der Stelle gewesen sein könnte, wo sich später der Wachsmuth'sche Hof befunden hat.


Quellenangaben / Literaturverzeichnis

[1] Zur Klärung ob es sich um einen tatsächlichen Familiennamen oder nur um einen Bei- oder Ortsnamen handelt siehe Erläuterungen „10. Anno 1333“.

[2] Zur Erklärung des Begriffs Ritter im ff. Text mehr.

[3] Die Diskussion, ob es sich hierbei tatsächlich um Belleben handelt soll hier nicht geführt werden.

[4] Krühne, UKB Grfscht. M., IX 7

[5] Krühne, UKB Grfscht. M., Register, S. 709

[6] Krühne, UKB Grfscht. M., III 34

[7] Betramus / Bertrammus – beide Schreibweisen kommen vor, ich beschränke mich auf erstere

[8] Krühne, UKB Grfscht. M., III 35

[9] Kirchenbücher 1518 – 1921; Mikrofilm C704 Doppelseite 00033

[10] Siehe die weiter unten aufgeführte Urkunde vom 20.April 1305

[11] Krühne, UKB Grfscht. M., III 36

[12] MB Bd. 21, S. 134

[13] Regg. Magd. III 964

[14] Krühne, UKB Grfscht. M., III 50

[15] Georges: lat.-dt. Wörterb. Band 1, Sp. 2281-2282.

[16] Siehe hierzu Begriff des Dienstmannes unter 3.

[17] Gesamter Absatz siehe: König, Rittertum

[18] Villwock, Porada S. 169

[19] QGSA, S. 768 Fn. 6

[20] Siebigk, Hzgth. Anhalt, III 9)

[21] von Moser, DHB S. 43

[22] Krühne UKB Grfscht. M., III 53

[23] Krühne, UKB Grfscht. M., III 58

[24] Heinemann, CDA, S.73 109

[25] Wikipedia: „famulus“ ohne weitere Quellenangaben.

[26] Zur Erklärung des „dominus“ siehe 1.5

[27] Krühne, UKB Grfscht. M., III 78

[28] Ledebur, VI 4, S. 151

[29] so z.B. HC Provinz Sachsen, Bnd. 20, X. 36

[30] Dreyhaupt, PNN, S. 56

[31] Krühne, UKB Grfscht. M., III 87

[32] Auflassung = Veräußerung eines Grundstücks

[33] Hufe, mittelalterliches Flächenmaß zwischen 7,5 und 20 ha groß

[34] Krühne, UKB Grfscht. M., Register, S. 708, 709

[35] An dieser Stelle wird nur kurz auf die Entwicklung von Familiennamen in Deutschland ohne weitere Quellenangaben eingegangen.

[36] v. Ludewig, Reliquiae m. S 454

[37] HC Provinz Sachsen, Bnd. 19, S1

[38] LSA, Signatur Z2, Nr 188, gedr. in: Wäschke, Regesten Zerbst, 188 / zum Begriff der Urfehde: https://de.wikipedia.org/wiki/Urfehde

[39] Siehe Erläuterungen zur Urkunde unter 10. mit weiteren Nachweisen.

[40] Schwennicke, XIX Tafel 84

[41] Grössler, Brinkmann, S. 257 m.w. Nachweisen

[42] Größler ADB, S. 213

[43] HC Provinz Sachsen, Bnd. 19, S. 224

[44] Siehe Erläuterung „Dienstmann“ unter 4. mit weiteren Nachweisen.

  • von Moser DHB-Friedrich Karl von Moser, Diplomatische und Historische Belustigungen, Frankfurt/Leipzig, 1755
  • Krühne, UKB Grfscht. M. - Dr. Max Krühne, Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld, Halle, 1888
  • Villwock, Porada - Gerd Villwock, Haik Thomas Porada, Das untere Saaletal: Einelandeskundliche Bestandsaufnahme zwischen Halle und Bernburg, Köln/Weimar, 2016
  • QGSA - Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt (Hrsg.), Quellen zur Geschichte Sachsen-Anhalts, Band 5, Halle, 1957
  • Heinemann, CDA - Dr. Otto von Heinemann (Hrsg.), Codex Diplomaticus Anhaltinus, Dritter Teil 1301 – 1350, Dessau, 1877
  • Ledebur - Leopold von Ledebur (Hrsg.), Neues Allg. Archiv für die Geschichtsstunde des Preußischen Staats, Zweiter Band, Berlin, Posen, Bromberg, 1836
  • MB Bd. 21 - Prof. Dr. Hermann Größler (Hrsg.), Mansfelder Blätter , Band 21, Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld zu Eisleben, Eisleben, 1907
  • Regg. Magd. III - Georg Adalbert v. Mülverstedt (Hrsg.), Archiepiscopatus Magdeburgensis, Dritter Theil, Sammlung von Auszügen aus Urkunden und Annalisten zur Geschichte des Erzstifts und Herzoghthums Magdeburg, Magdeburg, 1886
  • Kirchenbücher 1518-1921 - Ancestry.com. Deutschland, ausgewählte evangelische Kirchenbücher 1518-1921 [database on-line]. Lehi, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2017, Ursprüngliche Daten: Mikrofilm Sammlung. Familysearch.org Originale: Lutherische Kirchenbücher, 1518-1921. Various sources, Heiraten u. Tote 1646-1815
  • v. Ludewig, Reliquiae m. - Johann Peter von Ludewig, Reliquiae manuscriptorum omnis aevi diplomatum ac monumentorum ineditorum adhuc... ex museo, Francofvrti & Lipsiae, 1720
  • HC Provinz Sachsen, Bnd. 19 - Hist. Commision der Provinz Sachsen (Hrsg.), Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachen und angrenzender Gebiete, Band 19, Der Mannsfelder Seekreis, Halle a. d. S, 1895
  • HC Provinz Sachsen, Bnd. 20 - Hist. Commision der Provinz Sachsen (Hrsg.), Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, Band 20, Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld, Halle a. d. S, 1888
  • Dreyhaupt, PNN 1 - Johann Christoph von Dreyhaupt, Pagus neletici et nudzici oder ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des Saal-Kreyses und aller darinnen befindlichen Städte, Schlösser…, Erster Theil, Halle, 1755
  • Georges: lat.-dt. Wörterb. - Karl Ernst Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Band 1, Hannover, 1913
  • König, Rittertum - René König, Entwicklung des Rittertums an der Entwicklung des Wortes "miles", München, GRIN Verlag 2001 https://www.grin.com/document/100695
  • Siebigk, Hzgth. Anhalt - Ferdinand Siebigk, Das Herzogthum Anhalt historisch, geographisch und statistisch dargestellt, Dessau, 1867
  • Grössler, Brinkmann - Prof. Dr. Herman Grössler, Dr. Adolf Brinkmann, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Seekreises, Halle, 1895
  • Schwennicke - Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Band XIX., Tafel 84, Frankfurt a. M., 2000
  • Grössler, ADB - Hist. Kommission der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Allgemeine Deutsche Biographie, Band 20, Bearbeiter: Prof. Dr. Herman Grössler, Leipzig, 1884
  • Franz Benem - De Chalcographiae Inventione Poema Ecomiasticum, Franz Benem, Mainz, 1541
  • Grimm, DWB - Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, 16 Bde. in 32 Teilbänden, Leipzig 1854-1961
  • Wäschke, Regesten Zerbst - Dr. Hermann Wäschke (Hrsg.), Regesten der Urkunden des Herzoglichen Haus- und Staatsarchivs zu Zerbst aus den Jahren 1401 – 1500, Dessau 1909