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BELLEBEN, HAUS-ZEITZ & PIESDORF
Ausschnitt aus einer hist. Abbildung des Schlosses in Haus-Zeitz / weitere Bilder am Ende der Seite
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Ansicht des Schlosses vom Wirtschaftshof her
Torbogendetail des nicht mehr vorhandenen 2. Torbogen
haarz-saale.de 2006

Verzierung Torbogensäule 
Übergang (ehemalige Brücke?) zwischen den 2 Teichen im Schlosspark
Abstieg in den Keller (vermutlich Kerkerzellen)

Haus-Zeitz

Mittelalterliche Burg, Herrschaftssitz und jetzt Ruine und Müllkippe

 

Dass die Umgebung von Haus-Zeitz schon weit vor unserer Zeit besiedelt war, ist unbestritten1. Seit wann ein Ort Zeitz (zur Namenswandlung in „Haus-Zeitz“ an späterer Stelle mehr) an dieser Stelle besteht, ist nicht ganz so einfach nachzuweisen. Erstmalige Erwähnung findet das Bistum gleichen Namens als Cici in eine Bulle des Papstes Johann XIII. aus dem Jahr 9672. Namensursprung soll die slawische Fruchtbarkeitsgöttin Cica sein, welche in dieser Gegend wohl besonders verehrt wurde3. Inwieweit sich dieser slawische Ursprung aus Haus-Zeitz übertragen lässt, ist nicht nachgewiesen. Sämtliche auffindbaren Beschreibungen von Haus-Zeitz bzw. des Schlosses berufen sich auf diese slawische Namensgebung, allerdings wäre auch eine Namensadaption denkbar: Unweit von Haus-Zeitz liegt der zu Sanderleben gehörende Ort Roda – auch in der Nähe der Stadt Zeitz gibt es einen Ort Roda. So ist es durchaus denkbar, dass im Zeitraum folgender Belehnungen und Verkäufe an Adelsfamilien der Name erst später auf eine bereits vorhandene Siedlung übernommen wurde.

Die Gegend um Haus-Zeitz mit namentlicher Nennung der Ortschaften:

  • Freckleben, Schackstedt, (Klein/Groß) Örner, Leimbach, Vatterode, Harkerode, Mansfeld, Thondorf, Rothe Welle (wüst zw. Welfesholz und Sandersleben), Nienstedt (wüst bei Heiligenthal), Pforta (wüst bei Haus-Zeitz), Alsleben

erfolgte erstmals in einer Urkunde des Kaisers Otto II. aus dem Jahr 9734, in der er einen bereits früher erfolgten Tausch von Gütern zwischen dem Erzbischof Adalbert von Magdeburg und dem Fuldaer Abt Werinhar bestätigt. Genannte Orte gehen hierbei in den Besitz des Erzbistums Magdeburg über.

Ob ein 9745 genanntes „Zizowi“ als Haus-Zeitz gedeutet werden kann, ist fraglich. In der Urkunde, auf welche hier Bezug genommen wird, schenkt Otto II. seiner Schwester, der Äbtissin Mathilde von Quedlinburg, den Hof Barby mit seinem Zubehör in Zeitz und Walter-Nienburg6. Diese Schenkung wird 987 durch Otto den III. als sein Sohn an die Großmutter7 und 999 durch ebendiesen an seine Schwester Äbtissin Adelheid von Quedlinburg8 wiederholt bzw. bestätigt. Wenn dieses Zeitz Zubehör von Barby gewesen ist, so ist meines Erachtens auszuschließen, dass hier Haus-Zeitz namentlich genannt ist – das heutige Walternienburg befindet sich ca. 5 km östlich von Barby und der heute zu Barby gehörende Ortsteil Zeitz ca. 5 km westlich davon. Auch an anderer Stelle wird dieses hier genannte „Zizowi“ auf Zeitz/Barby bezogen9. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erscheinen dann die Benennungen Cziz 1367, Czitz 1398, Czietz 1458 und schließlich ab 1494 Zeitz oder Zeiz10.

Tatsächlich greifbar wird der Name (Haus)-Zeitz Ende des 15. Jh., als Hans von Trotha das Gut und Dorf Zeitz von den Gebrüdern von Dieskau kauft (laut Lehnsbrief des Erzbischofs Ernst 1491, lt. Lehnsbrief des Grafen Burchards (VII.) zu Mühlingen und Barby 1495)11. An anderer Stelle heißt es: „Er erkaufte darauf auch das Haus Zeitz, so Gräflich Barbyische Afterlehn, und bauet 1536 das Schloss alleda.“12. Hier wird es als Afterlehen derer von Barby bezeichnet. So ist eventuell doch nicht ganz auszuschließen, dass das 974 genannte „Zizowi“ (siehe FN. 5) eben jenes Haus-Zeitz ist, allerdings auch nicht bewiesen – der endgültige Beweis steht noch aus. Durch Hans von Trotha wurde dann letztendlich auch der der Name Haus-Zeitz geprägt, als er 1537 auf der Stelle einer älteren Wasserburg ein Renaissanceschloss erbaute13 – hiervon kündete ein Stein mit der Inschrift:

  • „Anno Domini. MCCCCXCIIII ist Zeitz durch Hansen von Trota gekauft und von ime dis Haus Anno Domini MDXXXVII. angefangen und gebauet worden.“14

Der Stein soll (unbestätigten Angaben aus der alten Chronik Bellebens15 nach) später beim Bau eines Brunnens Verwendung gefunden haben. Inwiefern heute der Brunnen bzw. Überreste davon noch existieren, ist aktuell nicht bekannt und auch vor Ort nicht mehr recherchierbar.

Hans von Trotha war damit Begründer der Zeitzer-Linie. Nach seinem Tod 1503 ging es erst an seinen Sohn Balthasar (der Jüngere) und von ihm wiederum an seinen Sohn, Oswald von Trotha, welcher es vor seinem Tod 1561 an Adolf von Krosigk aus Alsleben verkaufte16. Da Oswald von Trotha erbenlos verstarb, erlosch hier die Zeitzer-Linie bereits nach der 3. Generation wieder17.

Nachdem Adolf von Krosigk ebenfalls erbenlos verstarb fiel Haus-Zeitz an seines älteren Bruders Sohn Heinrich von Krosigk, der es dann 1612 an Ludwig von Lochau verkaufte; Anfang 1684 fiel es dann aufgrund des Aussterbens der von Lochau als Lehnsherren kurzeitig an Heinrich von Sachsen-Barby zurück und wurde durch diesen noch im selben Jahr an Johann Georg zu Anhalt-Dessau und durch diesen bereits 1685 an Victor Amadeus zu Anhalt-Bernburg verkauft, welcher das Schloss 1692 weiter ausbaute, da es vermutlich im 30-jährigen Krieg (1618-1648) stark gelitten hatte18.  Nach dem Tod des Victor Amadeus erbten seine Söhne Joseph Karl von Anhalt-Bernburg und Lebrecht von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym, der die Hoym‘sche Nebenlinie begründete, welche beide kurz hintereinander 1737 starben und im Schloss beigesetzt wurden19. Hierdurch ging Haus-Zeitz in der Erbfolge erst in die Nebenlinie, durch Schenkung (durch den letzten Fürsten Friedrich Ludwig Adolf an die Töchter seines verstorbenen Neffen) endgültig in die Schaumburg-Hoymsche Linie über, welche mangels Erbfolge von der Hauptlinie Anhalt-Bernburg abgegangen war, und fand erst 1819 durch eine erfolgreiche Klage der Hauptlinie in deren Besitz zurück20.

Allerdings schien Haus-Zeitz schon recht früh nicht mehr als Wohnsitz der adligen Familien zu dienen, bereits 1895 wurde das Schloss als eher ungenutzt und verfallen beschrieben21:

  • „Die Innenräume werden nur selten, und dann wie es scheint, als Schüttböden benutzt. Dieselben sind daher verfallen und abgenutzt. Die Kapelle ist nur eine größere Stube zu nennen. Die Fürstenzimmer sind an den Wänden mit Leinwand bekleidet und mit phantastischen, unschönen Jagd- und Liebesscenen bemalt. Die Decken tragen das Anhaltinische Wappen.“

Zu dieser Zeit wurden das Schloss und das dazugehörige Gut bereits von Domänenpächtern bewirtschaftet und das Schloss an sich verlor in dieser Zeit und den darauffolgenden Jahren immer mehr von seinem einstigen Glanz und seiner Bedeutung.

Nach Ende des 2. Weltkrieges 1945 und der in den Gebieten der ehemaligen DDR erfolgten Enteignungen, wurde das Schlossgebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen und Umsiedlern genutzt, auch ein Kindergarten war hier mal untergebracht. Der Hof wurde weiterhin von der LPG genutzt. Besonders makaber soll man 1953 mit den in der Gruft befindlichen Toten umgegangen sein – sie wurden wohl in der Gruft vergraben und die Särge zu Schweinetrögen umfunktioniert22.

Ungenutzt verfielen Schloss und Hof in den nachfolgenden Jahren rasant. Vom einst herrschaftlichen Schloss stehen heute nur die Außenmauern inklusive des reich verzierten Rundturms, sowie der Stumpf eines der zwei Tortürme. Die dazugehörigen Torbögen wurden mittlerweile eingerissen, hiervon zeigen nur noch Reste der stark verzierten Säulen. Der ehemalige Schlosshof ist stark von Sträuchern und Bäumen übergewuchert und voll mit Trümmern der eingestürzten Schlossbereiche, sowie neuerem Bauschutt. Der einst große, imposante Schlossgarten ist total verwildert – mit seinen 2 großen Teichen und dem, was vom Schloss noch übrig ist, lassen sich seine einstige Pracht und die Pracht des Schlosses trotzdem noch erahnen. Regelrecht beschämend ist, dass das gesamte Gelände inklusive der Schlossruinen im Inneren über die Jahre als wilde Müllkippe genutzt wurden und auch noch werden – hier befindet sich teilweise bis in die entlegensten Winkel Sperr- und Haushaltsmüll verschiedenster Generationen bis in die aktuelle Zeit hinein. Traurig, aber wahr!

Unabhängig davon lässt sich anhand der Ruinen heute noch einiges der ehemaligen Pracht und auch der Funktion einiger Räume erkennen. Auch wenn der Verfall rasant voranschreitet, und sicher in ein paar Jahren nichts als ein großer Haufen Steine übrig ist, so ist und bleibt das Schloss Haus-Zeitz ein bedeutender Teil der Geschichte unserer Region, mit einigen Geschichten und Geheimnissen (Link), die es wohl nie preisgeben wird.

Impressionen Schlossruine

 

Bilder dieser Seite privat / Ausnahmen: Torbogen - Birk Karsten Ecke 2006, haarz-saale.de / altes Foto vom Schloss - Datum unbekannt, Archiv der Gemeinde Belleben

 

TS / MB - 2020


1 siehe hierzu die Ausarbeitungen unter „Zeitreise“

2 RaM, Band 1, S. 79

3 slav. Mythos, S. 279

4 MGH DD O II. / DD O III., S. 74

5 Saaletal, S. 170 – mit dem Bezug auf Friedrich u. Müller 1992 (Schloss Haus Zeitz: Geschichte eines ehemaligen Königshofes, Hans Friedrich und Siegfried Müller, Bernburg 1992)

6 Heinemann, CDA 1-1, S. 43

7 Heinemann, CDA 1-1, S. 59

8 Heinemann, CDA 1-1, S. 68

9 Grafen von Arnstein, S. 311

10 https://trotha.de/spuren/belleben/

11 von Trotha, S. 102

12 Pagus Neletici, Band 2, S. 883

13 Burgen und Schlösser, Bände 38-39, S. 126

14 von Trotha, S. 103

15 Chronik Belleben

16 Pagus Neletici, Band 2, S. 883

17 von Trotha, S. 126

18 Universallexicon, Sp. 936

19 Haus Anhalt, S. 195

20 Hausgesetze Fürstenhäuser, Band 1-2, S. 20 FN. 4

21 Bau- u. Kunstdenkmäler Sachsen, S. 417

22 https://harz-saale.de/2012/12/haus-zeitz-konigshof-schloss-rittergut-und-zuletzt-ruine/


Literaturverzeichnis: